Die Armillarsphäre taucht in der Geschichte erstmals auf der persönlichen Standarte des Infanten Dom Manuel auf, bevor er 1495 König wurde. Es schmückte die Fahne dann erst wieder zur Zeit des Vereinigten Königreiches von Portugal und Brasilien und verschwand nach dem Tod von Rei D. João VI (1816-1826).
Allgemein wird betont, dass die in gelb gezeichnete und schwarz umrandete Armillarsphäre die neue Welt, die die portugiesischen Seefahrer im 15. und 16.Jh. entdeckt haben und die bislang unbekannten Völker, mit denen Sie fortan Handel trieben, repräsentiert. Insoweit handelt sich um ein bedeutendes nationales Symbol.
7 Kastelle
Vielfach liest man hier, dass diese Burgen jene Festungen repräsentieren soll, die Dom D. Afonso III (1248-1279) im Rahmen der Reconquista von der Mauren erobert hat. Diese Annnahme ist nach Ansicht führender Historiker jedoch schon deswegen falsch, weil den Mauren seinerzeit weit mehr als nur 7 Kastelle abgetrotzt wurden.
Ein Blick in die Geschichte hilft auch hier weiter:
Erstmalig tauchten Kastelle in der Flagge auf, nachdem Dom Afonso III (König von 1248-1279) seinen Bruder Dom Sancho II (König von 1223 -1248) mit Hilfe seines Grossvaters mütterlichseits Dom Branca de Castela, seinerzeit König von Frankreich, besiegt hatte. Jener hatte seine persönlich Standarte geschmückt mit einem roten Feld, umgeben von Kastellen. Wohl als Ehrenbezeugung, Dankbarkeit oder Hochachtung vor seinem Grossvater wurde dieses Stilelement von Dom Afonso III übernommen.
Im Laufe der Zeit variierte die Anzahl der Burgen - bei Dom Afonso III waren es 16 Kastelle, ab Dom João I, (1385-1433) waren es 12 und erstmalig unter der Regentschaft von D. Joao II (1485-1495) tauchten 7 Burgen auf.
Dom Afonso IIIDom João I D. Joao II
© António Martins
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5 blaue Wappen
Die 5 blauen Wappen im Zentrum des weissen Wappenschildes tauchten zum ersten Mal seit König Dom Afonso Henriques (1143-1185)auf. Auch hier vertreten einige Historiker die Auffassung, dass hiermit Bezug genommen werden soll auf die 5 maurischen Könige, die von Dom Afonso in der Schlacht von Ourique geschlagen worden sind.
Der Historiker Prof. Jose Hermano Saraiva - der derzeit bekannteste "Geschichtsprofessor" in Portugal, bekannt auch durch viele Fernsehsendungen, ist der Ansicht, dass diese 5 Wappen die 5 Wundmerkmale Jesu repräsentieren - alles andere sei ein "Lüge".
Die kreuzförmige Anordnung der 5 Wappen ist sicherlich der Fahne seines Vaters, des Conde Dom Afonso Henriques (1139-1143) nachempfunden - "silbern, ein Kreuz, blau" - das ist die Beschreibung seiner Standarte.
Conde Afonso Henriques Afonso Henriques Rei Dom Sancho I
(1139-1143)(1143-1185)(1185-1211)
© António Martins
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5 x 5 weisse Punkte in den Wappen
Jedes der 5 blauen Wappen ist mit 5 weissen Punkten ausgestattet - also 5x5 = 25 Punkte. Nein - sagen die Historiker: 5x5 sei 30 und berufen sich auf eine alte Sage aus dem 14. Jh., die von Camoes in seinen "Lusiaden" erwähnt wird. Dort wird erzählt, dass die weissen Punkte jene 30 Goldstücke repräsentieren, für die Judas Christus verraten hat. Um auf die Zahl 30 zu kommen, müsse man die die 5 Punkte in der Mitte nur verdoppeln.
Merkwürdig nur, dass bei Einführung dieser Symbole auf der Standarte von Afonso Henriques (1143-1185) jedes Wappen mit 11 Punkten ausgefüllt war - 5x11=55 oder 66, wenn man die 11 Punkte in der Mitte verdoppelt!
Bei König Dom Afonso III (1248-1279)waren es dann 5x7 Punkte und erst ab Koenig Dom João II (1485-1495) waren es wie noch heute 5x5 weisse Punkte.
Quelle:António Martins, História da Bandeira de Portugal
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