
Prinzip der Lochkamera
Das Bild stammt aus dem
Artikel 'Camera obscura'
von Wikipedia und steht unter GNU Lizenz für freie
Dokumentation

Roger Bacon (1214 - 12924)

Leonardo da Vinci (1452-1519)

historische Bauformen
Das Bild stammt aus dem
Artikel 'Camera obscura'
von Wikipedia und steht unter GNU Lizenz für freie
Dokumentation

Funktionsskizze der Câmara Obscura de Tavira
©Bunge&Bunge-Kersten
|
Câmara obscura - oder Camera obscura (im dtsch. Sprachgebrauch),
was ist das eigentlich...? Langsam kommt die Erinnerung ... Leonardo da Vinci, Geschichte der Fotografie, Lochkamera?
Richtig - und um den Sinn und Zweck der Câmara obscura de Tavira vollends zu verstehen, zunächst ein kurzer geschichtlicher Rückblick:
"Camera obscura" kommt aus dem Lateinischen, bedeutet wörtlich übersetzt "dunkle Kammer", besteht aus einem kleinen lichtdichten Kasten - mit einem kleinen Loch versehen - und wird oft als Lochkamera bezeichnet. Durch das Loch (Blende) wird ein Gegenstand auf die Rückwand des Kastens projeziert, auf dem Kopf stehend und seitenverkehrt.
Ohne sich der Bedeutung bewusst zu werden, hatte schon Aristoteles im 4.Jh.v.Chr. das Prinzip erkannt. Es mussten dann aber erst 1700 Jahre verstreichen, bis im im 13.Jh. Roger Bacon (England) erste funktionstüchtige Lochkameras baute - in erster Linie zum Zwecke der Beobachtung von Sonnenfinsternissen.
Dann war es Leonardo da Vinci (1452-1519), der die ersten zeichnerischen Darstellungen zur Camera obscura und deren Strahlengang anfertigte.
Im 16. und 17.Jh. wurde das Gerät unter den damaligen Forschern populär und erstmalig gegen Ende des 17.Jh. wurden diese als Zeichenhilfe verwendet sowie ein im Winkel von 45 Grad geneigter Planspiegel und Linsen eingebaut, um die Lichtausbeute und Schärfe des Bildes zu erhöhen.
Auf dem Berg Oybin in der Oberlausitz/Sachsen baute der Uhrmacher Weber 1852 für die Touristen eine begehbare Camera mit einem verstellbaren Planspiegel, einer Bikonvexlinse mit einer Blende und einem konkav geformten und in der Höhe verstellbaren Tisch. Die Spiegeleinrichtung auf dem Dach war drehbar, so daß die Landschaft mit einem 360°-Rundblick beobachtet werden konnte. Die Scharfeinstellung des Bildes wurde dabei durch Hoch- und Hinunterdrehen des Projektionstisches erreicht. Diese Camera oscura war bis 1973 mit wechselnden Betreibern in Betrieb und wurde Mitte der 80er Jahre des 20.Jhs renoviert. Mittlerweile existieren weltweit mehr als ein Dutzend derartiger "begehbarer Lochkameras" und eine davon in Tavira.
In Tavira beherbergt der ehemalige Wasserturm der Stadt (Antigo Depósito de água do Alto de Santa Maria) seit Oktober 2004 die "Câmara Obscura da Tavira".
Eigentlich sollte der aus den dreissiger Jahren stammende Turm abgerissen werden. Die Einwohner der Stadt stimmten aber in einem Referendum dagegen, so dass der Turm heute von einem privaten Betreiber touristisch genutzt wird.
Der Turm steht auf dem Hügel oberhalb der Igreja de Santa Maria und des Castelo sowie gegenüber dem Convento da Graça, der zukünftigen Pousada, an der schon jahrelang gebaut wird.
Das Gartenhaus am Fuss des Turms ist gleichzeitig Café und Ticketkasse. Nach Kauf des Tickets werden Sie in Gruppen von einer Angestellten mit dem Fahrstuhl hinauf zu der obersten "Etage" des Wasserturms begleitet. Da bei unserem Besuch nur noch drei weitere Personen anwesend waren, ging es zügig mit dem Fahrstuhl nach oben. In der Hauptsaison bei mehr Andrang findet alle 30 Minuten eine Führung statt.
Oben angekommen betreten Sie innerhalb des ehemaligen Wasserreservoirs ein Holzpodest, das um eine horizontal angebrachte grosse Parabolschüssel (den Projektionstisch) herumführt. Zunächst herrscht einige Sekunden Dunkelheit, damit Sie sich an das Licht gewöhnen können. Dann öffnet die Angestellte ein ca. 50 cm breites kreisrundes Loch in der Decke des Wasserturmes und auf dem Projektionstisch erscheinen Strassen und Häuser von Tavira - in Farbe und Echtzeit. Zuerst denkt man an eine Fotografie, bei genauem Hinsehen jedoch bemerkt man, dass sich Fussgänger und Autos "live" bewegen.
Der Spiegel oberhalb des Daches kann bewegt werden und so ist es möglich, eine 360°-Grad Rundumsicht über Tavira auf die Parabolschüssel "zu zaubern". Der Projektionstisch ist zudem nach oben und unten verstellbar, um das Bild zu schärfen.
In ca. 15 Minuten (es dauert sicherlich länger wenn mehrere Nationen vertreten sind) erklärt die Begleitperson anhand der Bilder die Sehenswürdigkeiten von Tavira und Umgebung. Sie spricht englisch,(hervorragend) deutsch, französich, katalan und portugiesisch.
Eine kleine Kritik sei angebracht: Die Akustik im Turm ist gewöhnungsbedürftig, es hallt sehr und die dunklen Töne werden dumpf-hallig verstärkt. Um den Worten folgen zu können, empfiehlt es sich möglichst nahe an die Sprecherin zu treten. Bei grösseren Gruppen soll die Verständigung angeblich besser sein.
Öffnungszeiten:
Juni - September von 10.00 - 20.00 Uhr
Oktober - Mai von 10.00 - 18.00 Uhr
Einritt:
Erwachsene: 3,50 Euro, Studenten: 2.80 Euro
Senioren über 65: 2.80 Eur, Familien: 0.00 Euro
So etwa wie auf dieser Fotomontage erscheint das Stadtbild von Tavira auf der Projektionstisch.
|