Lagos -

König Joćo Sebastićo


Online-Reiseführer Algarve

Marlene Bunge-Kersten
Hans-Joachim Bunge


König Joćo Sebastićo

Plastik von Joao Cutileiro
Plastik von Joao Cutileiro

König - und noch im Kindesalter
König - und noch im Kindesalter

jugendlicher König
als jugendlicher König -
- von Zeitzeugen beschrieben als
"ein arroganter Träumer,
religiöser  Fanatiker ohne Bezug zur
Realität und mit unliberalem Geist"


Fenster im Gouverneurspalast
aus diesem Fenster im Gouverneurs-
palast in lagos soll Sebstićo zu seinen
Truppen vor der Einschiffung nach
Marokko gesprochen haben





König Joćo Sebastićo - eigentlich ein unbedeutender König in der port. Geschichte, der zudem schon in jungen Jahren starb und darüber hinaus Portugal eine der empfindlichsten militärischen Niederlagen bescherte - und dennoch war Dom Sebastićo schon vor seiner Geburt und erst recht nach seinem unrühmlichen Ableben für die Portugiesen der "0 desejao" - der Ersehnte.
Drei Generationen lang hatten seine Vorfahren stets zum Unmut des Volkes Spanierinnen aus Kastilien (stets aus der gleichen Dynastie) geheiratet; nachdem sein Vater 2 Monate vor seiner Geburt (1554) starb, hofften die Portugiesen auf einen neuen Thronfolger und eine Wende im port. Königshaus Avis. Doch zunächst sollte es anders kommen: Bis zu seinem Tode 1557 regierte noch sein Großvater, Joćo III. auf dem Königsthron; Sebastićo wurde mithin schon mit 3 Jahren Thronfolger - bis zu seinem 14. Lebensjahr führte jedoch sein Onkel, der Kardinal Henrique II., die Amtsgeschäfte fort.

Als Sebastićo danach im Jahre 1568 das Regieren übernahm, "ordnete" er zunächst die zerrütteten Staatsfinanzen durch eine Abwertung des umlaufenden Kupfergeldes und wandte sich dann - fanatisch religiös - seinem Hauptanliegen zu, Nordafrika und Ägypten zu erobern und Konstantinopel von den Türken zu befreien. Sebastićo wird von Zeitzeugen als arroganter Träumer und religiöser  Fanatiker beschrieben, ohne Bezug zur Realität und mit unliberalem Geist - die Folge der dogmatisch-spanischen Erziehung, die er durch seine spanische Mutter genossen hatte.

Nachdem maurische Fürsten in Nordafrika untereinander in Streit geraten waren, sah Sebastićo seine Chance kommen; er stellte in kürzester Zeit ein Heer auf und setzte mit seinen Schiffen von Lagos aus nach Marokko über - nicht ohne sich vorher eine Krone als "Kaiser von Marokko" schmieden zu lassen und mehrere Tausend Gitarren für die Siegesfeier an Bord zu nehmen. Noch im gleichen Jahr - 1578 - wurde sein Heer in der Schlacht von Alcácar-Quibir aufgerieben -von 18 000 Soldaten sollen nur 60 Kämpfern die Flucht und Rückkehr nach Portugal geglückt sein. Offenbar ist hierbei auch Sebastićo selbst ums Leben gekommen - er galt in Portugal danach als verschollen. Doch in seinem Heimatland wollte niemand an seinen Tod glauben - zu tief war die Enttäuschung über die größte Niederlage aller Zeiten und die Tatsache, daß der Halbmond das Kreuz besiegt hatte.

2 Monate blieb der Thron unbesetzt, dann übernahm erneut sein Onkel Henrique II. die Regierungsgeschäfte und wurde zum letzten König der Dynastie Avis gekrönt; er starb nach 2 Jahren kinderlos - das Endes des Hauses Avis war damit besiegelt und es begann die Herrschaft der spanischen Könige aus dem Hause Habsburg - Phillip II. (1580 - 1598), Phillip III. (1598 - 1621) und Phillip IV. (1621 - 1640). Den Spaniern war dies gelungen durch eine nur 2 Jahre währende Ehe von Phillip II. mit Maria von Portugal - damit erwarb dieser den Anspruch auf die port. Krone und Spanien und Portugal wurden fortan in Personalunion regiert. Nach einer für die Portugiesen schmachvollen Zeit gelang es erst sechzig Jahre später durch einen Aufstand die spanische Besetzung zu beenden.

Nach dem Ableben von Sebastićo, der Schmach der span. Besetzung und dem plötzlichen Verlust Weltreiches war die portugiesische Seele schwer angeschlagen; die Sehnsucht nach einer  Rückkehr des "Ersehnten" Sebastićo wuchs; immer stärker wurde der Glaube im port. Volk, daß ihr Sebastićo wiederkommen und die Schmach rächen würde. Es tauchten noch Jahre nach seinem Tod Schwindler und Hochstapler auf, die behaupteten, selbst Sebastićo zu sein - sie landeten jedoch alle auf dem Schaffot. Historiker haben später den Begriff "Sebastianismus" geprägt - ähnlich wie die Saudade Ausdruck eines gemütvollen und traurigen Seelenzustandes der Portugiesen - Sehnsucht nach vergangenen Zeiten, unerfüllte Hoffnungen.

Sebastićo regierte von seinem 14. bis zu seinem 24. Lebensjahr - ein Kind, als er den Thron bestieg -ein religiöser und fanatischer Träumer in seiner Jugendzeit - eine schmachvoller Niederlage und das Ende mit 24 Jahren - jetzt wird verständlich, was den port. Künstler Joao Cutileiro bewogen haben mag, als er mit seiner Plastik auf dem Praēa Gil Eanes Dom Sebastićo als schwärmerisch dreinblickenden Knaben und nicht als herrische Persönlichkeit dargestellt hat.

Hier ein sehr interessanter historischer Zeitungsbericht "Schlacht von Alcácer-Quibir" (Nürnberg 1579), Reportage von Leonrad Heußler - dargelegt, zusammengestellt und hervoragend kommentiert im Blog "Briefe an Konrad" - sehr lesenswert!!

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