01.08.2004
- Waldbrände gelöscht - Fragen bleiben!
Die Brände an der Algarve und in Portugal sind gelöscht - Fragen bleiben!
Nch den verheerenden Waldbränden im Jahre 2003 hatte die portugiesische Regierung versprochen, alle Mittel einzusetzen, damit sich eine solche Katastrophe nicht mehr wiederholt. Geschehen ist leider so gut wie nichts, so dass es auch in diesem Jahr wieder zu verheerenden Bränden kam. Hier ein Überblick über die Versäumnisse, wie sie in der port. Presse diskutiert werden:
1. In einem "Weissbuch über die Waldbrände 2003" wurde vom "Instituto Superior de Agronomoia" eine Landkarte mit Risikogebieten ausgearbeitet. Ausgerechnet der Distrikt Algarve mit seinem bewaldeten Hinterland wurde dort jedoch als "Zone mit geringem Risiko" ausgewiesen. Gegen diese Einstufung hatte sich nur der Bürgermeister von Monchique heftig zur Wehr gesetzt - jedoch ohne Erfolg.
Diese Karte war und ist die Grundlage für die Verteilung der Löschflugzeuge und der Spezialtruppen zur Verstärkung der örtlichen Feuerwehren.
Bei der Einstufung der Algarve wurde nicht berücksichtigt, dass im Sommer viele Mitglieder der Freiwillen Feuerwehren im Tourismusbereich arbeiten, sich dann im Küstenbereich aufhalten und daher nicht kurzfristig zur Verfügung stehen.
Nicht bedacht wurde, dass sich in der Hochsaison die Bevölkerungszahl durch die Touristen vervielfacht, was alleine schon eine Verstärkung der Kräfte erforderlich macht!
Auch auf den speziellen Bewuchs ist man nicht eigegangen - Medronhosträucher brennen wie Zunder!
Im Ergebis gab es weder eine neue Strategie noch einen neue Verteilung der Sicherheitskräfte mit den jetzt wieder aufgetretenen fatalen Folgen. So mussten zB im Gebiet Almodavar im Alentejo 60 örtliche Feuerwehrmänner ein bereits ausser Kontrolle geratenes Feuer 24 Stunden lang ohne Hilfe durch Löschflugzeuge bekämpfen.
2. Aber auch die örtlichen Gemeinden haben trotz der vorliegenden Erkenntnisse keine Vorsorge getroffen!! Von der Regierung dazu aufgefordert haben von den isngesamt 305 Gemeinden in Portugal nur 83 beim zuständigen Ministerium Pläne zur Vorsorge und Bekämpfung von Waldbränden eingereicht. D.h. nur 27 % der Gemeinden befassen sich bislang überhaupt mit der Brandvorsoge!!
Aber im Verfassen von Beschwerdeeingaben ist man Weltmeister - die Schäden aus dem Jahre 2003 seien von der Regierung noch nicht bezahlt! Und so lagert zB im Monchiquegebirge noch in Massen zusammengetragens "angekokeltes" Holz, dass nur dehalb nicht abgefahren wird, weil der Staat die Mittel bislang nicht zur Verfügung gestellt hat.
3. Die Bevölkerung ist im wesentlichen ebenfalls tatenlos. Fehlende Brandschneisen in Waldgebieten, meterhoch stehendes vertrocknetes Gras und Gestrüpp zwischen einzelnen Häuser.
Zu bedenken ist hierbei auch, dass im Hinterland und dort in zum Teil schwer zugänglichen und vereinsamten Gegenden häugfig ältere Menschen mit geringerem Bildungsgrad wohnhaft sind. So werden zB bestimmte Formalien, die erforderlich sind, um Gartenmüll "vor der Haustür" verbrennen zu dürfen (Formular ausfüllen, bei der Gemeinde einreichen, Feuerwehr telefonisch informieren) aus Unkenntnis uder Unvermögen nicht eingehalten.
Aufklärung tut Not: Keine Zigarettenkippen und keinen Müll sorglos in die Landschaft werfen, Vorsicht bei Gebrauch von Maschinen im trockenen Buschland, beim Verbrennen von Müll.
4.Obwohl das Gesundheitsminsterium für das Wochenende 24./25.07.04 rechtzeitig die Alarmstufe "orange" für Teile der Algarve verhängt hatte ("rot" ist die höchste Stufe, gefolgt von orange, gelb und blau), wurden die örtlichen Feuerwehren weder durch die nationale Feuerwehr noch Kräfte der Zivischutzbehörde verstärkt. Auch wurden keine örtlichen oder regionalen Notfallpläne bemüht.
Die Temperaturen in Faro erreichten am 25.7.04 mit 44,6°C einen historischen Höchststand - zum 1. Mal seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurde die 40°-Marke überschritten! Auch die Nachttemperatur erzielte mit 32°C einen nationalen Rekord.
5. Auf völliges Unverständnis stiess an der Algarve auch die Tatsache, dass die Regierung das Hilfsangebot aus Deutschland, Norwegen und Grossbritannien, 9 Hubschrauber und ein Lockheed-Flugzeug zur Brandbekämpfung zu schicken, abgelehnt hat. Zur Begründung wurde u.a. angegeben, dass die Temperaturen sinken würden - eine fatale Fehleinschätzung der Lage.<
Experten behaupten jedoch auch, dass Helikopter im Gegensatz zu Löschflugzeugen zur Brandbekämpfung nicht sonderlich wirkungsvoll seien.
Die Regierung hatte in diesem Jahr 2 Löschflugzeuge (!!) angemietet, wobei ein Flugzeug jedoch schon Anfang Juli auf einem See haverierte und seitdem auf der Uferböschung "dahinwrackt" und nicht ersetzt wurde.
6. Abgesehen von dem Schaden an Hab und Gut ist die ohnehin eher ärmliche Bevölkerung im Hinterland der Algarve um ihre Lebensgrundlage gebracht worden. So können angebrannte Korkeichen erst wieder in 10-12 Jahren "abgeerntet" werden, neue Setzlinge brauchen ca 20 Jahre um zu einem erntefähigen Baum heranzuwachsen.
Ebenso brauchen Medronhosträucher viele Jahre, um erneut Früchte zu tragen, aus denen der beliebte Medronhoschnaps gebrannt wird.
Brandstifter, Bodenspekulanten? - Diese Diskussion bringt nichts - mehr Vorssorge durch den Staat und vor allem Umsetzungsbereitschaft bei den Kommunen und der Bevölkerung sind uE gefragt!
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