Online-Reiseführer Algarve    Geschichte    © Bunge-Kersten und Bunge



Teil I - Das alte Lusitanien
Abschnitt 1 - Über die Urbevölkerung 100.000 - 600 v. Chr.
Kapitel 4 und 5 - Über die Iberer und die Kelten
1.4   Castros und erstmalig die "Iberer"
1.5   Kelt-Iberer / Lusitanier
  1.5.1Citania de Briteiros und Castro de Sabrosa
  1.5.2 Die frivolen Iberer
  1.5.3 Über die Kelten




1.4   Castros und erstmalig die "Iberer"

In den Jahren 2000 - 1000 v.Chr. wandern wahrscheinlich erneut aus Nordafrika Völkerschaften nach Portugal ein, mischen sich mit der Urbevölkerung und werden später von den Griechen Iberer genannt. Zu ihnen gehörten vermutlich auch die Tartessos, die im Tal des Flusses Guadalquivir/Spanien eine erste Hochkultur schufen.
Diese Iberer gelten als Erbauer der ca 2000 verstreuten Castros, auf Hügeln liegende, bewehrte Dörfer, die auf Stammesfehden hindeuten. Sie lebten damals von Ziegenhaltung und primitiver Landwirtschaft, ihre Kleidung bestand aus wollenen Überhängen.

Nach 1000 v.Chr. deuten erste Anzeichen an den Küsten auf einen regen Handel mit Phöniziern hin ( Bern-stein und Zinn). Reste der altmittelmeerischen Schicht (Megalither, Bandkera-miker , neue afrik. Völker) lebten in Portugal als Iberer bis in die geschichtl. Zeit fort und mischten sich dann mit den Kelten.

In einschlägigen Lexikas findet man unter dem Stichwort "Iberer" in der Regel nur folgende Hinweise: Iberer - die vorindoeuropäische Bevölkerung der Pyrenäenhalbinsel und Südfrankreich, deren ethnische Zugehörigkeit noch nicht geklärt ist.Ihre Kultur entwickelte sich unter griech. Und röm.Einfluß zu besonderer Höhe. Die Ib. Hatten in der 2.Hälfte des 1. Jahrtausends v.Chr. befestigte Städte, eine hochstehende Kunst und eine eigene Schrift. In Wirtschaft und Gesellschaft zeigten sich mutterrecht-liche Züge. In Nordostspanien vermischten sis sich mit eindringenden Kelten seit dem 6. Jh. V.Chr. zu Keltiberern. (Zitat aus Bertelsmann Lexikon 1991).


1.5    Kelt-Iberer / Lusitanier
1.5.1 Citania de Briteiros und Castro de Sabrosa

Keltische Stämme siedeln sich seit ca. 700 auf der Iberischen Halbinsel an und verschmelzen mit den Iberern zu den Keltiberern. Ca 30 Stämme der Lusitanier siedeln sich in Südportugal an und errichten castros oder citanias, die z.T. noch in röm. Zeit bewohnt sind.

Fundstätten sind z.B. :

Citania de Briteiros bei Guimaraes (Straße von Braga nach Guimaraes, Serra de Falperra, 600m hoch). (Eisenzeit); zusammen mit Castro de Sabroso älteste bisher bekannte Siedlung in P.. Gefundene kunstvolle Keramikteile bef. sich im Museo de Martins Samento in Guimaraes. Entdeckt 1874, freigelegte keltische Siedlung, entst. Ca 500 v.Chr., höchste Blüte 400 Jh und bis in die Römerzeit bewohnt. Entdecker Martins Samento (1833-1899) hat 60 Siedlungen erster geschichtl. Spuren nachgewiesen. 3 Ringwälle, 150 einräumige Wohnhäuser, 1 Versammlungshaus, außerhalb des Mauerrings Haus als Totenverbrennungsstätte.

Castro de Sabroso, nicht weit entfernt von s.o.; weniger gut erhalten; umschlossen von mächt. Quadermauer- daher der Name;errichtet ca 800 - 300 v.Chr.; z.T. Häuser rekonstruiert.

Siehe auch die Carvalelhos bei Chaves.

Noch heute deuten - auch an der Algarve - Städtenamen auf diese frühgeschichtliche Vergangenheit in - z.B. Castro Marim nahe der spanischen Grenze.

Die Keltiberer - sahen Sie so aus??




1.5.2
Die frivolen Iberer

Strabo, der bekannteste Geograph des Altertums berichtet ,

" die Iberer seien stolz, hochfahrend und leicht entflammbar gewesen, andererseits aber auch musikalisch und etwas frivol- er schließt dies daraus, daß ihre Frauen die Männer an den Händen hielten. Wein tranken sie seltsamerweise nicht, dafür jedoch in großen Mengen Bier. Außerdem liebten sie es, gewaltige Gelage zu feiern und waren geschickte Metallhandwerker. Auf der Pyrenäenhalbinsel, die des Gold- und Silberreichtums ihrer Berge wegen immer wieder fremde Völker angelockt hatte, müssen sie schon frühzeitig mit den Vertretern großer mittelmeerischer Kulturen in Berührung gekommen sein,vor allem mit Phöniziern. Und obwohl sie sich stets hartnäckig gegen Eindringlinge wehrten, kann der Kontakt mit ihnen nicht ohne Folgen geblieben sein. Sie wurden weltläufiger, geschickter, zivilisierter und dürften einen Teil ihrer Erfahrungen an die überaus lernbegierigen Kelten weitergegeben haben. Dies prägte denn auch ihren gemeinsamen Schöpfungen einen Stempel auf, der sie von denen im alten ligurischen Raum unterschied."
(Quelle: Gerhard Herm, Die Kelten, Econ - Verlag 1975, S 203ff)

keltischer Schmuck




1.5.2
Über die Kelten

(Auszug aus: Raimund Karl, Wien, "Einführung in die Keltologie")
Die Entstehung der keltischen Kultur ist im Augenblick stark umstritten. Es gibt zwei hauptsächliche Theorien.

Die erste Theorie geht von einer Enstehung um ca. 750 vor Christus im Bereich der sogenannten westlichen Hallstattkultur aus. Zu dieser Zeit entstehen große Höhensiedlungen, häufig als "Fürsten-sitze" bezeichnet, die auf eine verstärkte Strukturierung der Gesellschaft und ein erhöhtes Repräsentationsbedürfnis der herrschenden Schicht oder der ganzen Bevölkerung hinweisen. Gleichzeitig werden auch besonders reiche Gräber unter Riesengrabhügeln angelegt, die oft als Fürstengräber interpretiert werden, und in denen sich Mitglieder der Oberschicht bestatten ließen. Noch während dieser Zeitspanne kommt es auch zu einem verstärkten Kontakt mit dem Mittelmeerraum, vor allem durch die Gründung der griechischen Kolonie Massalia um 680 v.Chr. Von Massalia aus das Rhonetal hinauf findet nun ein Handel mit mediterranen Luxusgütern statt, die auf den Fürstensitzen und in den Fürstengräbern als Funde auftauchen und die darauf hindeuten, daß diese mediterranen Güter zumindest zum Teil auch als Statussymbole für diese herrschende Schicht dienten. Noch in diese Periode, die bis ca. 450 v.Chr. dauert, fallen auch die ersten historischen Nachrichten über Kelten. So berichtet uns Herodot, der große griechische Geograph des 6. Jhdts. v.Chr., daß im Hinterland von Massalia Völker lebten, die sich selbst als Kelten bezeichneten. Er spricht auch davon, daß sie an den Quellen der Donau, nahe einer Stadt namens Pyrene wohnen.

Die zweite, ältere Theorie geht davon aus, daß sich die keltische Kultur erst entwickelte, nachdem die Hallstattkultur zu Ende war. Sie geht davon aus daß die keltischen Stämme, die bei Herodot erwähnt werden entweder eine spätere Interpolation darstellen, oder aber daß es sich abei um den "Eigennamen" der Stämme handelt, diese aber erst später das entwickelten was allgemein unter keltischer Kultur verstanden wird. Diese Entwicklung setzen die Anhänger der zweiten These um 450 v.Chr., am Beginn der sogenannten Latenekultur, an. Zu dieser Zeit werden die meisten der "Fürstensitze" der Hallstattkultur niedergebrannt und auch die Sitte, "Fürstengräber" anzulegen, hört auf. Viele Forscher nehmen hier eine "soziale Revolution" an, die die vorkeltische Gesellschaft in eine keltische umwandelte, und gleichzeitig damit die Enstehung einer Kunstform, die die charakteristischen Elemente keltischer Kunst festlegt, die bis heute erhalten blieben. Diese Entwicklung findet vermutlich zuerst im Bereich zwischen Mittel-deutschland, Westböhmen, Westösterreich, Süddeutschland, der Ostschweiz und dem östlichen Frankreich statt.

Das Leben des typischen Kelten des Altertums war das eines Bauern.
Der Haupterwerb des großteils der Bevölkerung dürfteaus dem Ackerbau und der Viehzucht gekommen sein. Auf den Feldern, die eventuell bereits in Dreifelderwirtschaft bestellt wurden, baute man Emmer, Einkorn, Weizen, Roggen, Gerste und Hafer sowie Ackerbohnen und andere Feldfrüchte. Der Großteil der Nahrung dürfte sich daraus und aus Milchprodukten zusammen-gesetzt haben.
Zusätzlich zu den Erträgen der Äcker und den Milchprodukten konnten auch die Tiere selbst als Nahrung dienen. Auf keltischen Siedlungen wurden bisher Rind, Schwein, Schaf und Ziege, Pferd, Hund und Huhn/Gans festgestellt, ergänzt durch Wildtierknochen von Rotwild, Wildrind, Wildschwein und Bär. Fischereierträge konnten bisher nicht direkt sondern nur durch die Funde von Netzsenkern für Fischernetze nachgewiesen, es ist aber anzunehmen, daß die Kost auch dadurch ergänzt wurde. Hauptsächliche Getränke waren wohl Wasser und Milchprodukte, im Herbst eventuell auch Fruchtsäfte und als primäres alkoholosches Getränk das Bier, für das uns aus dem altkeltischen mehr als 20 verschiedene Bezeichnungen wie Cervisia, Curmi und Curu bekannt sind.

Die Kleidung der Männerbestand aus einer Hose, genannt Bracae, einem ein-fachen Hemd sowie einem wollenen Umhang, laut Plinius einem dünnen im Sommer und einem dicken im Winter, der Sagum oder auch Mantellum genannt wurde. Der Umhang wurde vor der Brust oder an der Schulter von einer oder mehreren Fibeln (eine unserer Sicherheitsnadel ähnliche Konstruktion) gehalten. Die Kleidung war mit Karo- und Würfelmustern verziert, sodaß sie vermutlich dem schottischen Tartan nicht unähnlich gesehen haben dürfte. Die Hose wurde von einem Gürtel gehalten, der im Fall von reicheren Personen mit einer metallenen Schnalle verziert sein konnte. Ebenfalls zu Ausrüstung gehörten Schnabelschuhe, die ebenfalls mit Metallschnallen verziert sein konnten. Je nach Reichtum und sozialem Stand trugen die Männer auch Schmuckstücke, vor allem Armringe aus Metall, Glas oder Stein, aber auch Finger- und Fußringe, und im Fall von Personen edler Abstammung auch den berühmten keltischen Halsring, den Torques.

Die Standardbewaffnung des keltischen Mannes war Speer, Gaesum genannt, Lanze, Lancea genannt und Schild, eventuell auch noch ein Waffenrock aus gestepptem Stoff oder Leder. Reichere Männer konnten sich auch ein Schwert leisten, wirklich reiche auch einen Helm und die Spitze der Gesellschaft trug als zusätzliche Verteidigungswaffe auch ein Kettenhemd. Während der frühen Zeit (5. bis 3. Jahrhundert), besaß der Krieger vermutlich auch noch einen Streitwagen, ab dann stiegen die kontinentalen Kelten auf Kavallerie auf Kosten des Streitwagens um.

Die keltischen Frauen trugen vermutlich einen langen, bis kurz über den Knöchel reichenden Rock, ebenfalls ein einfaches Hemd und denselben Umhang wie auch die Männer. Auch sie benutzten eine oder mehrere Fibeln, um den Umhang an der Schulter oder vor der Brust zusammenzuhalten. Der Rock wurde auch von einem Gürtel gehalten, bei reicheren Frauen konnte er entweder auch einen elaboraten metallenen Gürtelhaken aufweisen, zu gewissen Zeiten gibt es sogar ganz aus Metall bestehende Gürtelketten. Auch Frauen trugen vermutlich Schnabelschuhe, ebenfalls bei reicheren mit metallenen Schnallen verziert, und ebenso wie die Männer nur in noch stärkerem Maß, Schmuck. Regelhaft kommen in Frauengräbern mehrere Armringe aus Metall, Glas und/oder Stein vor, ebenso gibt es häufig Finger- und Fußringe und in manchen Fällen trugen auch Frauen einen Torques.

(Quelle: Raimund Karl, Wien, "Einführung in die Keltologie")

keltischer Schmuck




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