Mit dem eigen (Miet-) Wagen oder eine "guided tour" ?
Sevilla liegt - wie Lissabon auch - etwa 300 km von der Algarve entfernt. Die
Autobahn führt durchgehend von Albufeira bis zur spanischen Grenze. Anschließend folgen zur Zeit noch ca
50 km Landstraße (die Spanier bauen jedoch fleißig an einer Autobahn !) und weiter geht es dann durchgehend über eine mautfreie Autobahn nach Sevilla.
Trotz der relativ guten Straßenverbindung sollten Sie es sich gut überlegen, ob Sie den Ausflug mit dem eigenen (Miet-)Auto machen. Wir selbst haben die Verkehrsverhältnisse in Sevilla bei früheren Besuchen mit dem eigenen PKW als chaotisch empfunden. Die mangelhafte Ausschilderung, Parkplatznot verbunden mit dem südländischen Temperament der einheimischen Autofahrer hat uns, nachdem wir
uns zweimal heftig verfahren hatten, zu dem Entschluß geführt - nie mehr mit eigenem Auto nach Sevilla.!Bedenken Sie bitte auch, daß in Sevilla als heißester Stadt in
Europa Temperatuen von über 40°C im Sommer herrschen können (Lage fernab vom kühlenden Atlantik, nur 5 m über Normalnull).
Wir hatten uns deshalb im Februar 2000entschlossen, den Tagesausflug per Bus zu machen. Den Linienbus (EVA, Intersul) konnten wir nicht nehmen, weil dieser jedenfalls im Winter mittags losfährt und erst abends
in Sevilla ankommt, die Bahn ist zu langsam für einen Tagesausflug. Wir haben
uns deshalb bei den Reiseunternehmen umgesehen, die Tagesausflüge anbieten. Der
preisgünstigste Anbieter startete morgens um 5.50 Uhr (in Carvoeiro), fuhr dann
laut Prospekt aber noch 10(!) weitere Orte an der Algarve an, erst um 7.30 Uhr
war die letze "Haltestation" erreicht. Das wollten wir uns nicht
antun, wir haben deshalb einen Ausflug mit der Firma Viagens Conforto mit Sitz in Portimão
gewählt. Aus dem Prospektblatt ergaben sich Abfahrtszeiten und Umfang der
Leistung (was man nicht bei allen Prospekten sagen kann). Für 27 Euro
wird Sevilla samt Stadtrundfahrt, Besuch des Plaza de Espanha und des jüdischen Viertels angeboten, außerdem genügend Freizeit zum Besuch der Kathedrale (die teureren Anbieter haben auch die Führung in der Kathedrale im Angebot).
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Die Hinfahrt und die Stadtrundfahrt
Um 6.20 Uhr war Start in Carvoeiro (5.00 ab Lagos, 5.15 ab Meia Praia, 5.30 ab Penhina, 5.40 ab Alvor, 5.50 ab Praia Vou, 6.00 Praia Rocha, 6.20 ab Carvoeiro, 6.40 ab SR. Rocha und ab 6.45 ab A. Pera). Da in der Nebensaison die Nachfrage gering war, nahmen nur noch 4 weitere Touristen an dem Ausflug teil. Hierauf hatte sich die Firma Viagens Conforto eingestellt, es wurde eine VW Bus gestellt - sauber und relativ neu, der Fahrer (gleichzeitig auch der Reiseführer) sehr freundlich und mehrsprachig (fließend portugiesisch, englisch, holländisch und deutsch).
Die Fahrt verlief zügig und reibungslos (ein kurzer Zwischenstop von 15 Minuten auf der
spanischen Seite mit der Möglichkeit Geld zu wechseln); bereits um 10.00 Uhr
erreichten wir Sevilla. Durch die engen Straßen der Innenstadt fuhren wir zum Rio Guadalquivir und dort weiter auf der Uferstraße, vorbei an der Stierkampfarena und dem Torre del Oro - dem Goldenen Turm, (ein sechseckiger Turm aus dem Jahr 1220, der früher einmal mit Goldazulejos geschmückt war). Weiter ging es durch das Botschafterviertel mit seinen beeindruckenden Prachtbauten zum Parque de Maria Luisa. An dieser ausgedehnten Parkanlage mit schönen alten
Bäumen und gepflegten Wegen war Endstation und begann der Stadtrundgang.
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Die Reisegruppe auf dem Stadtrundgang in der Judaria
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Der Stadtrundgang
Zunächst erklärte unser freundlicher Reisebegleiter die Bauten des
Plaza de Españha. Der halbkreisförmige Platz direkt am Parkeingang ist mit
Palästen umgeben, die 1929 anläßlich der Ibero-Amerikanischen Ausstellung (eine
Art Weltausstellung) errichtet wurden. An der halbkreisförmigen Fassade befinden sich Kachelbilder, die sämtliche Provinzen Spaniens anhand von Motiven aus ihrer jeweiligen Geschichte darstellen.
Richtung Innenstadt ging es dann durch das benachbarte riesige Gebäude der Universität
(1757 ursprünglich als Tabakfabrik gebaut) zum Stadtteil Santa Cruz ,der malerischen Altstadt östlich des Alcázar Palastes.
In maurischer Zeit lebten in Santa Cruz die Juden, deshalb auch die Bezeichnung Judaria. Der
Rundgang durch die Altstadt (sehr schöne kleine lauschige Plätze, erstaunlich
gut renovierte alte Häuser, hübsche Innenhöfe) dauerte etwa 1 Stunde. Die
Kathedrale ist nur nur wenige Schritte von der Altstadt entfernt, dort endete
auch der Rundgang. Wir hatten nun etwa 3 Stunden Zeit ,um auf eigene Faust
etwas zu unternehmen. Wenn Sie vorhaben, in Sevilla zu "shoppen"
sollten Sie damit unmittelbar nach der Führung beginnen. Die Geschäfte, mit
Ausnahme der großen Kaufhäuser, haben nämlich von 14-17 Uhr geschlossen
(Ortszeit, Sie müssen in Sevilla die Uhr eine Stunde vorstellen). Lohnender ist
aus unserer Sicht die ausführliche Besichtigung von Kathedrale und Alcázar.
Die Kathedrale von Sevilla
Die Kathedrale von Sevilla ist - nach dem Petersdom und St. Paul`s Cathedral in
London - die drittgrößte gotische Kirche der Welt. Die Fläche des Gebäudes
umfaßt 23500 qm, die Länge allein des gotischen Teils beträgt 126 m, die Breite 83 m, die maximale Höhe des Kreuzganges 37 m. Gebaut wurde das riesige Gebäude in den Jahren 1434 -
1517, wobei in den nachfolgenden Jahren immer wieder Neues hinzugefügt wurde.
Auch der berühmte Glockenturm, die Giralda, wurde in zwei Etappen errichtet.
Der Turm, das Wahrzeichen der Stadt, diente ursprünglich als Minarett der
maurischen Hauptmoschee, die bereits 1184 bis 1198 an dieser Stelle errichtet
wurde.
Zwischen 1558 und 1568 setzte dann der spanische Baumeister Hernan Ruiz
Jimenez auf das ehemalige Minarett den Glockenturm. Das untere Drittel ist
maurisch, zwei Drittel des 96 Meter hohen Turms ist somit "christlich".
Auf der Spitze steht eine 4m hohe weibliche Figur, die den Glauben
symbolisieren soll mit dem Banner Konstantins. Sie können auf den Turm
hinaufsteigen, und zwar relativ bequem. Es gibt keine Treppen, sondern nur einen langsam ansteigenden geraden Wendelgang. Von oben haben Sie einen phantastischen Blick über die Stadt.
Der Eingang zur Kathedrale befindet sich an der Nordseite am Patio de los Naranjos (Orangenhof). An dieser
Stelle befand sich der Hof der Moschee mit einem Brunnen für rituelle
Waschungen. An einem dort aufgestellten Kassenhaus müssen Sie 700 Pesten
Eintritt bezahlen, einen deutschsprachigen Plan für die Besichtigung der
Kathedrale erhalten Sie kostenlos (Achtung, in der Hochsaison müssen Sie mit
langen Schlangen vor der Kasse rechnen). Der Plan wird Ihnen helfen sich in der
Kirche zurecht zu finden, er enthält aber keine Beschreibung der
Sehenswürdigkeiten. Deshalb ist es ratsam, einen deutschsprachigen Reiseführer mitzunehmen, in dem Sevilla bzw. die Kathedrale beschrieben wird. Wir selbst sind mit dem schmalen Polyglott
Reiseführer "Algarve", in dem Sevilla als Ausflugsziel enthalten ist,
gut zurecht gekommen. (Achtung In der neuesten Auflage des Polyglottreiseführers ist Sevilla nicht mehr beschrieben.) Wer Wert auf eine Führung legt, muß das Angebot der
teureren Anbieter wählen.
Im Inneren der Kathedrale besticht die Hauptkapelle (Capilla Mayor) mit einem großen Altarbild (Retablo), an dem mehrere Künstler
von 1482 -1564 arbeiteten. Sowohl diese Kapelle als auch der gegenüberliegende
Chor sind mit kunstvoll geschnitzten Gittern (Reja) versehen. Wenn Sie vor dem
riesigen Altarbild stehen und nach rechts blicken, sehen Sie das Grabmal von
Christoph Kolumbus. Es stammt aus der Kathedrale von Havanna und wurde 1898
nach der Unabhängigkeit Kubas überführt. Die Capilla Real mit den Gräbern
einiger Könige und einem Reliquienschrein ist für die Öffentlichkeit gesperrt.
Die Kirchenschätze, insbesondere Gemälde von Goya und Murillo können in der
Sakristei bewundert werden. Auch die diversen Seitenkapellen sind mit Gemälden
berühmter Meister geschmückt. Wir können die Fülle der Kunstschätze im Rahmen
unseres Berichts nur anreißen.
In der Kathedrale |
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Der Alcázar war bis zum Jahre 1248 die maurische Königsburg in Sevilla. In diesem Jahr eroberte der kastilianische König Fernando III Sevilla und "befreite" die Stadt endgültig von der über 500-jährigen arabischen Herrschaft. Überwältigt von der Pracht des Palastes und gleichzeitig zu ihrem Schutz (er kannte die Zerstörungswut seiner Krieger und Glaubensgenossen nur zu gut !)wählte er sie zu seiner Residenz. Könige Pedro der Grausame (1350 - 1369) ließ später
innerhalb der Anlage von einem maurischen Architekten einen weiteren kleinenPalast errichten, - den sogenannten inneren Alcázar. Die Architektur dieses Palastes wird Ihnen
vorkommen wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Kachelgeschmückte Gemächer,
geschnitzte Kuppeln, Marmorsäulen und durchbrochene Fächerbogen sind nur eine
karge Beschreibung, Sie werden mit Sicherheit beeindruckt sein. An den Palast
grenzt ein schöner Garten, in dem Sie sich im Schatten ausruhen können.
Zurück nach Portugal
Mit dem Besuch der beiden Hauptsehenswürdigkeiten ist die freie Zeit
ausgeschöpft. Wir mußten um 15.15 Uhr (portugiesiche Zeit, in Spanien 16.15
Uhr) wieder am Bus am Luisa- Park eintreffen. Der Fußweg vom Alcazar aus dauert etwa 20 Minuten. Bereits auf dem Hinweg hatte der Reiseleiter uns genauestens beschrieben, wie wir wieder
zurückfinden. Dies ist auch notwendig, denn Sevilla ist für einen Fremdem sehr
unübersichtlich, man verliert leicht die Orientierung. Pünktlich ging es zurück
nach Portugal (wieder mit einem kurzen Zwischenstop). Der freundliche Fahrer,
der während des gesamten Trips interessante Ausführungen machte, lenkte zum
Schluß den Bus auf Nebenstrecken, um den Teilnehmern landschaftlich schöne
Gebiete abseits der EN 125 zu zeigen. Um ca.18.30 Uhr erreichten wir - zwar mit
etwas wunden Füßen, aber sonst gut ausgeruht - Carvoeiro.
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