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Vilamoura
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Etwa 200 m nordöstlich des Yachthafens von Vilamoura liegt die archäologische Station und das Ausgrabungsfeld Cerro da Vila - im Schatten architektonisch durchaus ansprechender Touristenkomplexe und leider auch in direkter Nachbarschaft einer Diskothek.
Der Name Cerro da Vila erscheint schon auf alten Landkarten von Vilamoura, das früher einmal den Namen Morgado da Quarteira trug. Mit dem Wort "cerro" umschreibt man in der portugiesischen Sprache einen Platz mit viel Steinen, an dem man nur mühsam Ackerbau betreiben kann und das Wort "vila" bedeutet Ortschaft. "Cerro da vila" ist demnach namenskundlich als alte, zerstörte und ausgestorbene Ortschaft zu deuten.
Alte Landwirte haben ferner davon berichtet, daß zu Lebzeiten ihrer Großeltern und deren Eltern stets karrenweise Steine entfernt wurden, um das Land einigermaßen bearbeiten zu könen. Mithin ist davon auszuhgehen, daß die römischen Ruinen schon seit Generationen bekannt waren und im Laufe der Zeit ständig weiter zerstört worden sind.
1963 war ein einhemischer Archäologe namens José Farrajota zufällig Zeuge, wie an der heutigen Ausgrabungsstelle ein Pflug Teile von römischen Mosaiken aus dem Erdboden herausriß. Ab 1964 unternahm dieser Archäologe eigene Ausgrabungen und ab 1971 befindet sich auf dem jetzigen Gelände eine archäologische Forschungsstation.
Die Forschungen haben bewiesen, dass auf dem jetzigen Gelände und in näherer Umgebung über 800 Jahre lang Generationen von Menschen gelebt haben - so hat man römisches, spätrömisches, westgotisches und sogar maurisches Material gefunden. Für die Römer mag das heutige Vilamoura wegen des schon damals äußerst fruchtbaren Bodens, der Nähe zum Atlantik und in spätrömischer Zeit wegen des Umstandes interessant gewesen sein, daß man viele vorhandene Anlagen (Wasserreservoire, Bäder etc) hervorragend zur Herstellung des damals von den Römern so geliebten "Garum" - einer Art Fischpaste, hergestellt aus Makrelen, Thunfisch und Weichtieren - verwenden konnte.
Es wird sogar angenommen, daß die Bauten gegen Ende ihrer Nutzzeit als "Fischkonservenfabrik" gedient haben. Das im Süden der Iberischen Halbinsel hergetellte Garum war im gesamten römischen Imperium eine beliebte Delikatesse.
Im Laufe der 800-jährigen Siedlungszeit wurden ständig neue Bauten errichtet und alte Gebäude zerstört bzw. nachhaltig verändert. Später folgte dann über weitere Jahrhunderte die Zerstörung der restlichen Bauwerke durch die Landwirte - um so schwieriger die heutige Arbeit der Archäologen.
Im Außenbereich des Museu e Estação Arqueológica sind einige größere Ruinengruppen zu besichtigen - so das Casa dos Mosaicos (Mosaikhaus), die Balneário Grande (Große Badeanstalt), das Casa Pequena (Kleines Haus) - und ferner kleinere vereinzelte Funde, wie zB. die Grundmauern des Totenturms und diverse Cetários (Fischzuchtbecken für die Garumherstellung). Sie können sich im Außenbereich frei bewegen, lediglich die Mosaikbereiche und die tiefergelegenen Ausgrabungsstätten sind abgesperrt.
In dem Museumsgebäude selbst werden ausschließlich Fundstücke des Ausgrabungsfeldes ausgestellt und auf Schautafeln die Entwicklungsgeschichte und die Rekonstruktiom der römischen Siedlung Cerro da Vila dargestellt. Die Präsentation der Fundstücke ist als sehr gelungen zu bezeichnen - helle Räume, keine Überfrachtung, ausführliche Beschreibung auch in englischer Sprache.
Am Ticketschalter erhalten Sie für 2 Euro. eine ausführliche Beschreibung der Ausgrabungsstätte auf portugiesisch, englisch oder deutsch. Der Eintritt kostet 4 Euro pro Person.
Öffnungszeiten:
Mai - Oktober von 10:00 - 13:00 Uhr und von 16:00 - 21:00 Uhr
November - April von 09:30 - 12:30 Uhr und von 14:00 - 18:00 Uhr