Tagesausflug nach Mértola im Alentejo

Online-Reiseführer Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge

Der Ausflug in die mittelalterliche Stadt Mértola - malerisch oberhalb des Rio Guadiana gelegen - führt Sie in die Provinz Alentejo, dem nördlichen "Nachbarn" der Algarve. Dort ist es im Sommer heißer als an der Algarve - der Ausflug ist daher empfehlenswert nur an kühlen Tagen in den anderen Jahreszeiten.


Blick vom Castel auf Mértola und den Rio Guidiana


Karte

Mértola liegt etwa 70 km nordwestlich von Vila Real de Santo António, und ist über die gut ausgebaute EN 122 leicht zu erreichen. Zunächst wird Ihnen die Anfahrt durch die wenig besiedelte Landschaft etwas eintönig vorkommen. Das ändert sich aber, wenn Sie unserem Tip folgen und einen kleinen Umweg machen. Biegen Sie kurz vor dem Ort Odeleite nach rechts ab Richtung Foz de Odeleite / Alcoutim. Sie fahren dann bis Alcoutim direkt am breiten Grenzfluß Guadiana entlang, eine landschaftlich wunderschöne Strecke. In Alcoutim entfernen Sie sich dann wieder vom Fluß und fahren weiter auf der EN 122 Richtung Beja. Schon von weitem erkennen Sie die hoch gelegene Burg und die Altstadt von Mertola. Die engen Gassen ziehen sich oberhalb des Guadiana auf einem ziemlich steilen Hügel hin, der hier - nicht mehr so imponierend breit - ziemlich träge dahinfließt. Der kleine Fluß Oeiras, der in den Guadiana mündet, bildet gleichzeitig die nordöstliche Bebauungsgrenze.

Die heute ca. 1300 Einwohner umfasssende Kleinstadt war bereits in vorrömischer Zeit aufgrund ihrer geographischen Lage ein bedeutender Handelsplatz. Der Guardiana ist bis Mértola schiffbar, so daß von hier aus Olivenöl und Korn aus der Gegend um Beja sowie Erze aus den Minen von Aljustrel und Sao Domingos (Kupfer, auch Gold) bis ins Mittelmeer transportiert wurden. Die Römer, von denen bekannt ist, daß sie die Mine von Sao Domingos ausbeuteten, nannten die Stadt "Myrtilis". Abgesehen von den vielen Fundstücken bei Ausgrabungen können Sie noch heute an den alten Häusern Steine mit römischen Inschriften sehen. Ein Forum romanum wird gerade unterhalb der Burg freigelegt.
Nach den Römern haben die Mauren das Stadtbild geprägt. Sie errichteten im 13.Jht die Burg (Castelo dos Mouros), die als nahezu unbezwingbar galt und bauten eine Moschee, die erst im 16.Jht in eine christliche Kirche - heute die Igreja Matriz- umgewandelt wurde.

Bevor Sie Ihren Rundgang durch die Altstadt starten, stellen Sie Ihr Auto am besten in der westlich gelegenen "Neustadt" ab, Parkplätze befinden sich am Ende der Ortsdurchfahrt an einem Kreisel vor der Brücke über den Guadiana. Es ist auch erlaubt in die Altstadt zu fahren. Die Gassen sind allerdings so eng, daß sie nur mit einem Kleinwagen passieren können, Parkplätze gibt es überhaupt nicht.

Beschreibung

Machen Sie sich zunächst auf den Weg zur Burg - dem castelo. Sie kommen dabei nach wenigen Metern bergauf an dem Geschäft "Loja da Guida" vorbei, das (geschmackvoll) regionale Produkte und Kunsthandwerk anbietet. Unmittelbar daneben (links) befindet sich die Touristeninformation. Folgen Sie der Straße bergauf weiter gelangen Sie zur ehemaligen Moschee, heute die

"Igreja Matriz"
.


Die Kirche ist für Besucher geöffnet, der Eintritt ist frei. Auffällig sind die Zinnen und Kegel am Dachrand der Kirche, offensichtlich eine Erinnerung an die ehemalige Moschee. Sie sitzen übrigens genau auf den Strebepfeilern im Innern. Das Portal stammt aus der Frührenaissance. Der quadratische Innnenraum wird von 16 Gewölben bedeckt, die von 9 Säulen gestützt werden. Als einzige Kirche Portugals hat die Igreja Matriz fünf Schiffe. Neben diesen Merkmalen maurischen Ursprungs sehen Sie hinter dem Altar unter einem Muschelbogen die ehemalige Gebetsnische (Mirab) sowie einen islamischen Hufeisenbogen über der Tür zur Sakristei.

Zinnen und Kegel
am Dachrand der Igreja Matriz
Der quadratische Innenraum
mit vielen Zeugen maurischen Ursprungs


Von der Kirche führt eine Schotterstraße bergauf zur Burg, dem

Castelo dos Mouros,

vorbei an einem archäologischen Ausgrabungsgebiet (hier befand sich ein forum romanum und eine maurische Siedlung). Der Burgbezirk ist frei zugänglich, von den Zinnen überblicken Sie die Stadt bis zur Brücke über den Guadiana. In dem breiten Turm an der Nordseite ist ein kleines Museum untergebracht, das Fundstücke aus der Festung zeigt. Nach der Vertreibung der Mauren war die Burg der Sitz des Santiago-Ordens, der die Anlage verstärkte und 1292 zusätzlich einen Verteidigungsturm errichtete.



Wir schlagen vor, nun wieder bergab zu gehen und dann der Straße direkt oberhalb des Flusses zu folgen. Zum Guadiana hin sehen Sie noch Reste der Stadtmauer, auf der sich der "Torre de Relogio" (Uhrenturm)- er stammt noch aus römischer Zeit - erhebt.

Etwas weiter öffnet sich die schmale Straße zum Praca Luiz de Camoes. An der Flußseite steht ein ungwöhnlich schmales langes Gebäude, das unwillkürlich an eine aufrechtstehende Schachtel erinnert. Es ist das Gerichtsgebäude der Stadt. Ein Schild an der Fassade zeigt an, wie hoch der Fluß bei einer Flut am 7.12.1876 gestiegen ist - schlichtweg unvorstellbar wenn man bedenkt, daß die Stadt ohnehin recht hoch liegt. Schräg gegenüber, am östlichen Ende des Platzes befindet sich das Rathaus, zu erkennen an seinem rot angestrichenem schmiedeeisernen Balkon und seiner roten Eingangstür. Nur ein kleines Schild in Innern weist darauf hin, daß im Keller das das römisches Museum, das


Das Rathaus - im Keller das römische Museum


"Nucleo romanum",

untergebracht ist. Sie können ohne weiteres eintreten, der Eintritt ist frei. Sehr anschaulich werden in dem Museum Ausgrabungsstücke wie Amphoren, Kapitele aus Marmor, Münzen etc. präsentiert, eine große Mamorstatue "begrüßt" Sie gleich am Eingang. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie die Römer gebaut haben - in diesem relativ kleinen Museum erhalten Sie einen guten Einblick. Der einzige Wermutstropfen: es ist recht dunkel im Kellergewölbe; besonders wenn sie aus der prallen Sonne kommen haben die Augen Anpassungsschwierigkeiten.



Verfolgen Sie die Straße weiter, kommmen Sie - rechts - an einer Schmuckwerkstatt (oficina da joalharia) vorbei, in der Silberschmuck nach alten Motiven gefertigt wird. Die Werkstatt hatte bei unserem Besuch im Oktober geschlossen, bei einem anderen Besuch im Sommer war sie geöffnet. Die im Stadtplan der Tourismusbehörde weiter eingezeichneten Museen werden Sie vergeblich suchen. Das islamische Museum ist als solches nicht zu erkennen, wir fanden nur eine mit Brettern verschlossene Baustelle vor; das Museum für religiöse Kunst war geschlossen (dieser Zustand dauert schon  J a h r e an !).

Außer dem römischen Museum war nur noch das frühchristliche Museum, das

"Museu Paleocristao",

geöffnet. Es liegt in der "Neustadt" und ist einen Besuch wert. Es ist relativ leicht zu finden: verlassen Sie die Altstadt und folgen Sie zunächst der Hauptstraße in Richtung Kreisel/Brücke Guardiana. Wenn Sie die Markthalle passiert haben, knickt die Hauptstraße rechts ab, geradeaus führt eine mit Bäumen bewachsene Straße etwas bergauf. Folgen Sie dieser "Allee", sie mündet an einem großen Platz, an dessen Stirnseite unübersehbar ein hohes Gebäude - eine Schule - steht. Im Erdgeschoß rechts - ziemlich unscheinbar neben einer Treppe - ist der Eingang zum Museum. An dieser Stelle befand sich in frühchristlicher Zeit ein Friedhof mit einer angeschlossenen Kirche. Die Funde aus jener Zeit - gut erhaltene Grabsteine mit Inschrift sowie die Säulen der Kirche - werden in einer großen Halle ausgestellt. Der Eintritt zum Museum ist frei. Achtung: Das Museum ist von 12.30 - 14.00 Uhr geschlossen.

Säule it Kapitel im
Museu Paleocristao
zeichnerische Rekonstruktion
der frühchristlichen Basilika

Falls Sie den Ausflug von einem Ort westlich von Faro begonnen haben, bietet sich als Rückweg auch die Strecke Almodavar (N267)- Sao Bras (N2) an. Die Strecke nördlich von Sao Bras ist landschaftlich schön, die Straße allerdings sehr schlecht.
Ansonsten fahren Sie wieder über die EN 122 in Richtung Vila Real - vorbei an dem Stausee Baragem de Odeleite (rechtes Bild).

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