Wandern am Strand und auf den Klippen von
Boca do Rio

Online-Reiseführer - Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge

Sie gelangen zu unserem heutigen Ausflugsziel Boca do Rio über die N-125 in Richtung Sagres; nachdem Sie Lagos hinter sich gelassen haben fahren Sie ca 200m hinter der Abfahrt zur kleinen Ortschaft Budens links ab in Richtung Boca do Rio. Warum der Strand übersetzt "Mund des Flusses" heißt, spüren Sie, wenn Sie die neu ausgebaute Landstraße im Flußtal hinunterfahren und aus welchem Grunde diese Straße erst vor wenigen Monaten so hervorragend asphaltiert worden ist (zuvor kam praktisch nur ein Geländefahrzeug hinunter) werden wir später berichten.

Genießen Sie zunächst die Sie umgebende Landschaft -das Flußtal öffnet sich immer weiter, die Anhöhen links und rechts werden höher und vorbei an einer Vielzahl alter Schöpfräder und verlassener Bauernhöfe und vorbei an einem Meer von Wiesenblumen, die zumindestens im Frühjahr den Straßenrand säumen, endet die gut ausgebaute Straße abrupt in Sichtweite des Strandes; geradeaus gehts auf einem Schotterweg weiter nach Salema und links ab fahren Sie hinunter zum Strand. Zunächst werden Sie empfangen von den Trümmern einer alten Fischfabrik; dem Strand vorgelagert ist ein weites Feld, dem man ansieht, daß es im Winter oder zur Zeit heftigen Regens überflutet sein mag. Kaum den Wagen vor dem Strand abgestellt (eine Geröllhalde trennt den Strand von der davorliegenden Brachfläche) entdecken Sie, dass die einzige und eigentlich recht respektable "Strandbude" nicht mehr bewirtschaftet wird.



Was treibt uns in diese "gottverlassene" Gegend - werden Sie fragen. Geduld - aus dem PKW steigen, ein paar Schritte zum Strand und den Blick schweifen lassen über die 100-120m hohen Klippen, die den ca 400 - 500 m breiten Strand links und rechts begrenzen . In östlicher Richtung erkennen Sie die respektablen Ruinen eines alten Forts auf den Klippen - davor ein kleiner Flußlauf, der sich seinen Weg durch den Strand ins Meer bahnt; in westlicher Richtung steigt das Gelände zunächst leicht und "wiesenartig" an, bevor es sich zu den Klippen hinaufschwingt.




Hinter Ihnen das Schwemmland des breiten Flußtales und vor Ihnen der tosende (manchmal auch ruhige) Atlantik. Und alles ohne jegliche touristische Infrastruktur - dabei ist der Strand von der EN 125 so leicht zu erreichen, er müßte eigentlich den benachbarten Stränden wie z.B. Salema den "Rang" ablaufen. Warum diese Ruhe, warum wird das Strandrestaurant nicht bewirtschaftet und warum ist der Maschendrahtzaun des sich rechterhand auf dem ansteigenden Wiesengelände befindlichen archäologischen Ausgrabungsgebietes (so steht es in jedem herrkömmlichen Reiseführer) achtlos heruntergetrampelt ? - die Antwort konnten wir Monate vor unserem  Besuch im Mai 2000 örtlichen Presseberichten entnehmen.

Danach hat die zuständige Gemeinde - die Kreishauptstadt Vila do Bispo - das Gelände an eine britische Investorengruppe veräußert, die dort einen Yachthafen errichten will. Der Strand und das dahinter liegende Brachland soll zu diesem Zweck ausgebaggert, der Süßwasserzufluß umgeleitet und das Gebiet weiträumig trockengelegt werden. Inzwischen schlagen Umweltschützer und Archäologen Alarm - das Gebiet sei bereits von den Römern besiedelt worden (Ruinen zeugen heute noch davon) und auch habe das  Feuchtraumbiotop seine Existenzberechtigung für Flora und Fauna.
Dem Gastwirt ist für seine "Strandbude" offensichtlich für das Jahr 2000 keine Konzession mehr erteilt worden. Warum eigentlich noch der Ausbau der Zufahrtsstraße in Kenntnis des Verkaufes - Antwort: es standen EU-gelder zur Verfügung; der europäische Steuerzahler hat also offenbar etwas finanziert, was anderenfalls die private Investorengruppe hätte bezahlen müssen.
Nicht zu Unrecht wird in der Presse die Frage gestellt, ob der Staat hier seine letzten Naturressourcen (es handelt sich um ein Naturschutzgebiet - "Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina" verkauft und die geplante Bebauung genehmigt.

Weg von der Politik und hin zur Wirklichkeit; noch ist dieses traumhafte Gelände für die Öffentlichkeit zugänglich; beginnen wir daher mit unserer Wanderung.

Die Ruinen der römischen Villa,
direkt oberhalb des tosenden Atlantiks

Zunächst geht es in westlicher Richtung hoch in das ehemalige archäologishe Ausgrabungsgebiet. Halten Sie sich hierbei am Klippenrand; sehr bald erkennen Sie Ruinen einer römischen Villa. Es soll sich hierbei um eine bedeutende Villa mit Fresken und Bodenmosaiken gehandelt haben, die möglicherweise auch Teil einer Hafenanlage war. Alle Fundstücke sollen abtransportiert und die offiziellen Ausgrabungen beendet sein - aus diesem Grunde wohl auch keine Einwände mehr seitens der Archäologen zu den Plänen der Gemeinde. Wir haben aber so unsere Zweifel, ob sich unter dem einen oder anderen "Buckel", die sich alleine noch im ehemals umzäunten Gebiet befinden, nicht doch die eine oder andere archäologische Sensation finden lassen könnte. Gehen Sie am westlichen Endes Ausgrabungsfeldes durch das ehemalige Einzäunungstor weiter westwärts auf den Klippen in Richtung Salema - so weit Sie wollen. Immer haben Sie einen grandiosen Ausblick auf den Atlantik, die steil abfallenden Klippen und auf Salema. Im Mai 2000 waren die Klippen übersät mit einem Meer von Zistrosen und gelben Margariten.

Blick vom röm. Ausgrabungsfeld
auf die schroffe Felsküste
.. und immer weiter auf den Klippen
bis nach Salema (im Hintergrund)

Auf dem gkeichen Weg oder etwas unterhalb der Klippenhöhe zurück zum Strand. Sehr gut können Sie hierbai die 3 Taleinschnitte der z.T. vertrockneten Flußläufe erkennen, die sich schließlich zum Strand hin weit öffnen. In diesen Tiefebenen ist in der Vergangenheit Reis angebaut worden.

Nach einer kurzen Rast am Auto oder einem Bad im Atlantik wandern Sie am Strand entlang in östlicher Richtung; in Höhe einer alten Ruine überqueren Sie den kleinen/großen oder im Sommer gar nicht mehr vorhandenen Fluß und steigen einen kleinen Geröllhang hinauf - es mag sich hierbei auch um eine alte gepflasterte römische Straße handeln. Nach ca 100m biegen Sie rechts in einen kleinen Pfad ab, der Sie die Anhöhe hinauf zu den Ruinen der alten Festung führt, die Sie vom Strand aus schon bewundern konnten. Auch von diesen alten Mauern haben Se einen grandiosen Blick auf die Klippenlandschaft. Die Festung selbst scheint aus dem Mittelalter zu stammen, als es galt, die Bucht und den Hafen (?) vor den Engländern und Piraten zu schützen. Für einen maurischen Ursprung spricht u.E. nichts.

Blick vom mittelalterlichen Kastell
Westansicht des Kastells

Wandern Sie weiter auf den Klippen bis zur nächsten Urbanisation und gehen Sie dann entweder auf der Schotterstraße linkerhand zurück zum Strand oder suchen Sie sich Ihren Weg wieder direkt hinunter über "Stock und Stein".

Wir hoffen, Ihnen hat dieser Ausflug - der leider auch etwas umweltpolitisch werden mußte - gefallen. Wir werden weiter über die Pläne der Gemeinde und den Ausbaustand bzw. die Zerstörung dieses einzigartigen Naturreservats berichten.

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