Mit dem Alfa Pendular nach Lissabon
Erfahrungsbericht einer Bahnfahrt

Online-Reiseführer Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge


Sie möchten gerne einen Tagesausflug nach Lissabon, der zauberhaften Hauptstadt Portugals unternehmen?

Sparen Sie die Kosten für einen Touristenreisebus, lassen Sie den Mietwagen stehen und wählen Sie den Alfa Pendular, einen neuen Hochgeschwindigkeitszug (mit italienischem Design) - erst seit der EM 2004 eingesetzt - bequemer und preiswerter geht es nicht!

Alfa Pendular

Fahrtdauer, Abfahrtzeit (Stand: 30.11.04)
Abfahrt in Faro um 06:45, Ankunft Entrecampus 09:35 und Oriente 09:45.
Abfahrt Orienete um 17:21, Entrecampus 17:29, Ankunft Faro um 20:21
Achtung: Der Zug fährt nahezu "sekundengenau" ab und ist idR "pünktlich wie die Eisenbahn", nicht wie die DB in Deutschland.

Der Alfa Pendular benötigt für die Strecke Faro - Lissabon exact 3 Stunden. Er hält in Loulé, Albufeira, Tunes und Pinhal Novo (vor Lissabon) und 2 x in Lissabon (zunächst an der Station Entrcampus, für alle, die schnell mit der metro in die Innenstadt wollen, und sodann an der Endstation Oriente am Expogelände, von dort dauert es mit der metro ca 30 min).

Kartenkauf
Es empfiehlt sich (wegen der automatischen Sitzplatzreservierung), die Fahrkarten 24 Stunden vor Antritt der Fahrt zu erwerben - entweder am Schalter oder Fahrkartenautomaten (am letzteren nur mit Kreditkarte und mindestens 15 min vor der Abfahrt!) im Bahnhof oder mit der port. Multibanco-Karte an jedem MB-Automatem.
Der Fahrschein weist Zugnummer, Abahrtzeit, Wagennummer und den Sitzplatz aus.

Wirtschaftlichkeit
Die Bahnfahrt nach Lissabon ist für 1 - 2 Personen günstiger, als die Fahrt mit dem PKW (mind 44 Euro Benzin + 30 Euro Maut = 74 Euro). "Ida e volta" (hin und zurück) kostet die 1. Klasse nur 34,90 Euro/Person (2 P: 69,80 Euro) und die 2. Klasse nur 26,60 Euro/Person (2.P: 53,20 Euro).

< links das Zeichensymbol des Alfa Pendular
nicht zu verwechseln mit dem

Ausstattung der Waggons
Der Alfa Pendular wird zur Zeit mit 6 Waggons eingesetzt - 2 für die 1. Klasse (conforto) und 4 für die 2. Klasse (turistico). Ein Display aussen am Waggon neben der Eingangstür zeigt die Zug- und die Wagennummer an. Wichtig ist, dass man in den richtigen Waggon einsteigt, da die Sitznummerierung in allen Waggons identisch ist - also von 1 bis ... hochgeht. Wir wir feststellen mussten, wird dies von vielen Reisenden übersehen, so dass es immer wieder zu "Sitzplatzdiskussionen" kommt.

In der conforto-Klasse befinden sich in einer Reihe nur 3 Sitze - 2 Sitze auf einer Seite und getrennt durch einen breiten Gang ein einzelner Sitzplatz auf der anderen Seite. Der Waggon ist mittig "geteilt" - die eine Hälfte der Sitzreihen sind in Fahrtrichtung, die andere Hälfte in Gegenrichtung aufgestellt. In der Mitte befinden sich damit 2 Sitzreihen gegenüber, getrennt durch einen festmontierten Tisch - sehr angenehm zB für Familien. Wer nicht gerne rückwärts fährt, muss diesen Wunsch bei seinem Kartenkauf am Schalter äussern.
Die Klasse turistico unterscheidet sich insoweit nur dadurch, dass in einer Reihe 4 Sitze montiert sind - logischerweise auf Kosten der Breite des Ganges und der Sitzplatzbreite.

Aus der Rückseite der fest montierten Sitzschale des Vordersitzes lässt sich eine grosse Tischablage herausklappen, die sich bei einer Veränderung der Sitzposition des Vordermannes anders als im Flugzeug nicht bewegt. Die Beinfreiheit ist mehr als genügend.
Die Sitzposition lässt sich durch einen Druckknopf an der Armlehne regeln - aber nur dann, wenn man gleichzeitig mit den Waden und dem Allerwertesten das gesamte Siztpolster nach vorne oder hinten schiebt.
Jede 3. Sitzreihe ist mit einer 230V-Steckdose ausgestattet, so dass auch laptop-Nutzer mit entladener Batterie auf Ihre Kosten kommen. So waren auch bei unserer Fahrt viele Reisenden auf der Einzelsitzseite des Zuges mit ihrem laptop beschäftigt.

Service
Nach Abfahrt des Zuges und den letzten lokalen Stops (Tunes in Richtung Lissabon und Pinhal Nove in Richtung Faro) werden kostenlos port. Zeitschriften und Ohrhörer verteilt. Auch wer der port. Sprache nicht mächtig ist, kann sich mithin während der Fahrt von "Schmusemusik" verwöhnen lassen.
Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Eine Stewardess nimmt Bestellungen für Frühstück oder ein Abendbrot (aber kostenpflichtig) entgegen. Die Preise sind zivil: Brot, Croissant, Kuchen, Ei, Schinken, Butter und Kaffee mit Milch für 6 Euro, ein grosses 3er-Sandwich kostet 1,40 Euro. Die Stewardess fährt wie im Flugzeug mit einem Servierwagen durch den Gang.
Auf grossen Displays werden während der Fahrt die aktuelle Geschwindigkeit, die Uhrzeit sowie die aktuelle Innen- und Ausentemperatur angezeigt. Die Innentemperatur wurde konstant auf 22 Grad gehalten. Eine Geschwindigkeit von über 210 km wurde während der Fahrt selten erreicht - vielfach waren es nur knapp 100 km/h und im Mittel wohl so 160 km/h. Die Strecke ist grösstenteils mit einem neuen Schienennetz versehen - dort ist nahzu geräuschloses Fahren ohne Rütteln und den sonst üblichen "Schienenklacks" garantiert - ein Schweben wie im Flieger. Kurz vor der Brücke des 25.April passiert der Zug (in Richtung Lissabon) einen Tunnel, der nur mit Schrittgeschwindigkeit befahren wird. Versöhnt werden Sie unmittelbar danach durch den grandiosen Blick auf Lissabon von der Brücke aus.

Ankunft und Abfahrt in Lissabon
Auf der Hinfahrt sind wir in Entrecampus ausgestiegen und dann mit der linha amarela (gelbe Linie) zum Praça Marqués de Pombal gefahren - von dort kommen Sie dann mit linha azul (der blauen Linie) in die Innenstadt.
Die Bahnstation Entrecampus ist wenig ansprechend und innerhalb der Ankunftshalle sehr schlecht ausgeschildert - aus dem Zug raus, in Fahrtrichtung weitergehen und 2x links ab - relativ lange Wege bis Sie die Metrostation erreichen.
Auf der Rückfahrt sind wir am Kopfbahnhof Oriente am EXPO-Gelände eingestiegen. So ansprechend die Station von aussen mit ihrem hellen, geschwungenem Glasdach aussieht, so schmucklos präsentiert sie sich von innen. Ganz anders als die unterhalb des Bahnhofes gelegene Metrostation, die als vorzeigbares Schmuckstück der "Lissaboner Unterwelt" anzusehen ist.
Die Wartezone unterhalb der Bahngleise wirkt dunkel und ungemütlich unter grauen Betonbögen. Das Abfahrtgleis wird erst ca 10min vor Abfahrt des Zuges angezeigt (obgleich der Zug oben schon seit langem bereit steht - es lohnt sich also auf gut Glück zu einem der Gleise die Treppe hochzugehen und das Abfahrtgleis selbst zu erkunden.

Fazit
Der Alfa Pendular - sauber, superpünktlich, bequem mit gutem service - bequemer und entspannender als in der Touristenklasse eines Flugzeuges. Der Fahrpreis ist (noch) unschlagbar niedrig - für etwa die gleiche Strecke (zB HH-Berlin) verlangt die Deutsche Bundesbahn mehr als das 3-fache.

Lissabon - amoreiras


Links
Hier noch ein link der Caminhos de Ferro Portugueses zu dem Alfa Pendular (auf englisch):

Service und features: www.cp.pt/displayPage.do?vgnextoid...0RCRD&lang=en
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