Alcalar und Abicada - ein archäologischer
Ausflug in der Umgebung von Alvor

Online-Reiseführer Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge

Interesse an Archäologie, Geschichte, ein grauer (selten !) Tag an der Algarve oder haben Sie gar einen Sonnenbrand - wie wärs dann mit einem kleinen Ausflug in die Jahre 3 000 - 1 600 v.Chr. und anschließend ein Besuch einer römischen Villa aus der Zeit von 100 -400 n.Chr. ? Die Zeitmaschine ist zwar nicht erfunden - dennoch, nehmen Sie Alvor oder Portimão als Ausgangspunkt für einen kleinen Halbtagesausflug in die Frühgeschichte der Algarve.



Zunächst besuchen wir die
neolithische Grabstätte von Alcalar.

Aus Richtung Portimão kommend biegen Sie ca 1 km nach der Abfahrt Alvor nach rechts in Richtung Alcalar ab. Aus Richtung Lagos befindet sich die Abfahrt nach Alcalar etwa 3 km hinter dem Dorf Figuera. An der Abzweigung sehen Sie bereits ein Hinweisschild „Monumentos Megaliticos“. Die Straße ist gut ausgebaut, wenn auch ziemlich schmal. Achtung - ein Engpass unter der Eisenbahnunterführung ist nur einspurig befahrbar - der aus Richtung Alcalar fließende Verkehr hat Vorfahrt und die Straßenführung ist kaum einsehbar ! Etwa 3 km nach der Unterführung, direkt am Ortseingang weist wieder ein Hinweisschild „Monumentos Megaliticos“ nach rechts in einen frisch asphaltierten Weg. Nur ca 100 m weiter befindet sich auf der linken Seite die in den Jahren 1999/2000 aufwendig restaurierte Grabanlage. Die Anlage samt architektonisch interessanter Eingangshalle wurde am 22.10.2000 eingeweiht.

Die moderne Eingangs- und Präsentationshalle; das begrünte Dach fällt zur Grabanlage hin flach ab und verschwindet schließlich im Gelände. Von der Grabanlage ist das Gebäude mithin nicht zu erkennen.
In der Präsentationshalle befinden sich Schautafeln und auf einem großen Farbmonitor wird eine kleine Diashow über die Restaurationsarbeiten gezeigt.

Die Nekropole gehört zu einer kupferzeitlichen Siedlung in Alcalar und Monte Canelas. Das Gräberfeld ist schon seit 1880 bekannt - seinerzeit entdeckte der Pfarrer von Mexilohoeira Grande das erste Grab. Weitere Untersuchungen veröffentlichte Estaçio da Veiga in den Jahren1886 - 1889. Bis heute sind in und um Alcalar 29 Gräber entdeckt worden. Bei dem restaurierten Grab (Monument 7) handelt es sich um ein Kuppelgrab mit langem Gang und einer runden Grabkammer von 3 m Durchmesser mit 3 Nischen. Die Ausgrabungen haben gezeigt, daß seinerzeit zunächst in den Felsuntergrund eine muldenförmige Vertiefung gearbeitet worden ist. Über dies Grube ist dann mit dicht und versetzt gemauerten Schieferplatten (Lehmverbund) ein Kuppelbau gesetzt worden. Dieser Kuppelbau ist dann oben mit einer großen Steinplatte verschlossen und das abfallende Kuppelgewölbe aussen mit einer Schicht von Kalksandsteinen abgedeckt worden.
Schon Estaçio da Veiga hatte von einer "Störung" im nordwestlichen Bereich der Grabkammeranlage berichtet, die Grabräubern zugeschrieben wird. Aus diesem Grunde scheint das Grab auch schon einmal - noch in der Kupferzeit - restauriert worden zu sein.

Der Grabkammereingang
während der Restaurationsarbeiten 1999/2000
Die Grabkammer, die Decksteine sind entfernt
... und so präsentiert sich der Grabkammereingang heute
Blick von oben in die Grabkammer, die Decksteine sind entfernt
Die Nekropole,
oben eine Brüstung vor der Kammeröffnung
Prähistorischer Boden und im Hintergrund
die Ruine eines Brennofens aus dem 17. Jhdt

In der Umgebung von Alcalar befinden sich weitere Grabanlagen megalithischen Ursprungs (Dolmen und Menhire) und auch zumindesten eine weitere Grabkammernanlage. Die Wissenschaftler vermuten, daß um eine größere Siedlung mit einer gewissen geometrischen Regelmäßigkeit die Grabanlagen errichtet worden sind und man versucht zur Zeit aus der Lage der Grabanlagen und durch eingehende Vermessungen der Landschaft auf die Lage der steinzeitlichen Siedlung der Ureinwohner der heutigen Algarve zu schließen.

Zum Schluß noch ein  Blick auf die umgebende Landschaft; sanfte, gewellte Felder und Wiesen übersät mit (altertümlichen ?) Gesteinsbrocken. Alte Mauern grenzen die Felder ein, der Baumbestand ist gering und der Blick schweift weit in das Land hinein. Ein fruchtbarer Landstrich im Winter und im Frühjahr - wie heiß und trocken mag es hier jedoch an einem Nachmittag im August sein !

Die Anlage ist von April bis September von 10:00 bis 18:00 Uhr
und von Oktober bis März von 10:30 bis 16:30 Uhr geöffnet. Montags sowie an Sonn- und Feiertagen besteht kein Zutritt.
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2 €, Kinder unter 14 haben freien Eintritt.

Zurück zur EN-125 und dort ca 3km in Richtung Lagos; kurz vor der Abfahrt nach Figueira biegt links ein gut befahrbarer Feldweg ab, ausgeschildert mit "ruinas romanas". Dieser Weg führt Sie zu den relativ gut erhaltenen

Ruinen der römischen Villa von Abicada.

Der Weg ist nur anfangs gut ausgeschildert. Es geht zunächst direkt an der Eisenbahnlinie nach Lagos entlang. Am Ende der Teerstraße biegen Sie nach links in einen Feldweg ab. Im weiteren Verlauf folgen Sie am Besten den diversen Wagenspuren. Nach einem größeren Gebäude biegen Sie nach rechts in einen Weg ab, der linkerhand von hohen Zypressen gesäumt wird. Der Weg wird jetzt ziemlich rauh und holperig, und steigt langsam an; bald sehen Sie ein verlasssenes größeres landwirtschaftliches Gebäude (sehr wahrscheinlich eine Art Kolchose nach DDR-Vorbild, gebaut nach der Nelkenrevolution und sehr bald nach dem sich einstellenden Mißerfolg der Planwirtschaft aufgegeben). Fahren Sie auf das ehemalige Betriebsgelände hinein und halten hinter dem Gebäude - vor Ihnen öffnet sich die tieferliegende Flußlandschaft des Rio Alvor. Direkt unterhalb befindet sich das eingezäunte Ruinenfeld, das zur Zeit nicht betreten werden kann. Da die Anlage jedoch nur ca 50 m breit ist, können Sie eigentlich bei einem Rundgang um die Einzäunung jeden Punkt des Ruinenfeldes in Augenschein nehmen.

Blick durch den Maschendrahtzaun,
auf das röm. Ruinenfeld
.. und hier kann noch gegraben werden,
im Hintergrund das Flußtal des Rio Alvor

Gut zu erkennen und äußerst gut erhalten sind die farbigen und großflächigen Fußbodenmosaiken; es handelt sich um die Überreste einer römischen Villa aus dem 1. - 4. Jhdt nach Chr..; die Grundmauern sind zum Teil freigelegt.. Direkt unterhalb das weite und trockene Flußbett, dann der Rio Alvor und dahinter die Stadt Alvor. Da der Wasserstand seinerzeit wesentlich höher war als heute, kann man sich gut vorstellen, wie hier eine begüterte römische Familie ihre Luxusvilla direkt am Fluß des Rio Alvor errichtet hatte. Lassen Sie den Blick nach links und rechts schweifen - man muß kein Archäologe sein, um zu vermuten, daß und wo unter den sanften Hügeln dieser Landschaft versteckt weitere Schätze aus römischer Vergangenheit darauf warten, ausgegraben zu werden.

Gut erhalten sind die
farbigen Mosaiken
Hier stand sie einmal, die römische Villa,
seinerzeit noch direkt am Fluß Rio Alvor
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